Aktuelle Sequenzingprogramme wie EMAGIC LOGIC Audio sind - wie die Namensergänzung "Audio" verrät - schon seit längerem nicht mehr nur zur ausschliesslichen Bearbeitung von MIDI-Steuerungsdaten fähig. Vielmehr hat man es hier nun mit üppig ausgestatteten Softwarepaketen zu tun, die einem das professionelle Tonstudio für einen Bruchteil dessen Kosten auf den heimischen Rechner "zaubern". Um die dabei entstehenden Möglichkeiten der digitalen Audiobearbeitung soll es in den letzten beiden Lerneinheiten gehen.

Audio-Daten

Es bestehen grundlegende Unterschiede zwischen MIDI-Daten und Audio-Daten (vgl. auch 1. Lerneinheit).
Audio-Daten sind keine Steuerungsdaten, sondern digitalisierter Klang, das heißt, sie bilden ein Klangereignis ins digitale Medium ab. Der Speicherbedarf ist dementsprechend groß. Eine Minute Audiomaterial in CD-Qualität (16-bit, 44,1 kHz) benötigt pro Kanal etwa 5 MB Festplatten-speicher. Als Faustregel gilt: 1 Minute Stereo = ca. 10 MB Speicherplatz
Die im Arrange-Window erscheinenden Audio-Parts lassen sich zwar wie MIDI-Parts verschieben, schneiden, kopieren, doch auf der Edit-Ebene wird es komplizierter (auch Audiomaterial läßt sich quantisieren, es ist jedoch weitaus aufwendiger als bei MIDI-Daten).
Ein MIDI-Song läßt sich ohne weiteres im Tempo verändern, weil lediglich die Daten schneller oder langsamer an den entsprechenden Klangerzeuger ausgegeben werden. Bei Audiomaterial wird kein Klangerzeuger angesteuert, sondern es "ist" der Klang. Zehn Sekunden Gitarre sind in dem Fall zehn Sekunden Gitarre. Um hier das Tempo zu verändern, muß eine aufwendige Berechnung vorgenommen werden (Timestretching/-compression). Gleiches gilt z.B. für das Transponieren. Bei MIDI sehr einfach, bei Audio eine rechenintensive Prozedur (Pitchshifting).
Während sich so z.B. viertaktige Parts aus verschiedenen MIDI-Songs mit unterschiedlichen Tempi ohne Probleme kombinieren lassen, weil sie dann auf das selbe Tempo "hören", ist das bei im Tempo verschiedenen, mehrtaktigen Audio-Dateien nicht einfach. Es ist einfacher, ein MIDI-Arrangement an eine Audiodatei anzupassen als umgekehrt.
Häufig kommt es vor, dass beispielsweise Drumloops eingesetzt werden und ein MIDI-Arrangement darauf aufgebaut wird. Aus der Länge des Audiomaterials (Anzahl der Sampleworte) und der Taktzahl kann mittels einer einfachen Formel das Tempo einer solchen Loop errechnet und als MIDI-Mastertempo eingegeben werden - schon passt es auch nahtlos, wenn der Loop sich wiederholt:

(Anzahl Viertelschläge x Abtastrate [Hz] x 60)
------------------------------------------------------------------= Tempo[bpm]
Samplelänge [Sampleworte]


Die Darstellung von Audiomaterial in LOGIC:

Audio-Fenster:

Das Audio-Fenster beinhaltet alle Audio Dateien, die in dem Song geladen worden sind. Alle Dateien werden listenartig aufgeführt, Informationen über Lage auf der Festplatte und Größe können angezeigt werden. Alle geschnittenen und kopierten Dateiobjekte (Regions) sind unter der Original-Datei zu finden. Wenn Sie sie doppelklicken, sehen Sie, dass sich der Sample Editor öffnet.

Audio Sample Editor:

Ein Audio Sample ist in LOGIC Audio ein Element, das u.a. die folgenden Informationen enthält:

  • Start- und Endpunkt, um zu bestimmen, welcher Bereich der Datei von dem Segment wiedergegeben wird.

  • Einen Namen

  • Eine Lautstärkekurve

  • Eine Panoramakurve

  • Wellenformdarstellung

Kurzfassung: Die Audio Datei ist das, was Sie als ganzes aufgenommen haben (z.B. ein zehnsekündiges Gitarrenriff), also die eigentliche Aufnahme. Eine Region stellt einen Ausschnitt aus einer solchen Datei dar. Wenn Sie also den Audiopart z.B. in fünf Parts zerteilen, haben Sie fünf Regions, die alle auf diese Datei zurückgreifen.



Bearbeitung von Audio-Material

Audio Dateien, Regions und Audio Samples werden (neben dem gewohnten Arrangementfenster für Aufnahme und grundlegende Strukturierung) in den folgenden Fenstern bearbeitet:


Das Audio-Fenster:

In diesem Fenster werden Audiodateien (bzw. Verweise auf selbige) aufgelistet, um den Überblick für den Song zu haben, welche Datei verwendet wird.


Der Sample-Editor:



In diesem Fenster können Sie Audio Dateien destruktiv bearbeiten, d.h. dauerhafte Änderungen an Ihren Aufnahmen vornehmen (im Gegensatz zum nichtdestruktiven Bearbeiten in den meisten anderen Fenstern). Dazu gehört das Umkehren (Reverse), die Zeitkorrektur (Time Correction), die Tonhöhenkorrektur (Pitch Shift) usw. Achtung: Erst nach Schließen des Sample Editors werden Sie gefragt, ob die Veränderungen permanent bleiben sollen.

Anker-Point

In jedem Audio-Event befindet sich ein "Anker-Point", welcher sich innerhalb einer Region frei verschieben lässt. Es handelt sich hierbei um den Quantisierungspunkt, das kleine schwarze Dreieck über dem S für Startpunkt. So können Audio Samples wie MIDI-Events quantisiert werden. Nur wird hier nicht der Anfang des Events auf den Quantisierungswert ausgerichtet, sondern der "Anker-Point", was bewirkt, daß z.B. das Einatmen eines Sängers "vor der Eins" liegt, und der eigentliche Beginn des Gesang auf den Punkt einsetzt.


Aufnahme

Bevor Sie überhaupt eine Audio-Aufnahme starten können, bedarf es einiger Einstellungen.
An den Arbeitsplätzen besteht die Möglichkeit entweder über das Mikrofon des Rechners etwas "einzusingen" oder mittels des eingebauten CD-Players Audiomaterial aufzunehmen. Die Auswahl hierzu wird in der "Aufnahmesteuerung" Ihres Arbeitsplatzrechners vorgenommen.
Wählen/erzeugen Sie einen Audiotrack. In der Instrumentenparameterbox sehen Sie jetzt eine Veränderung zum MIDI Track. Dort können Sie jetzt den entprechenden Audiotreiber anwählen. Bei erstmaligem Betätigen des Recordbutton in der Audiospur in einem neuen Song erscheint ein Dialog. Sie müssen einen Ordner auswählen/erzeugen, in welchem Sie Ihr Audiomaterial abspeichern wollen. Sollten Sie häufiger an den Rechnern mit Audiomaterial arbeiten, wäre es sinnvoll, sich eine ZIP-Diskette anzuschaffen und die Dateien dort abzuspeichern.
Wählen Sie jetzt den Screenset 8 aus. Dort sehen Sie wie hoch das eingehende Signal ist. Das ist wichtig, da digitale Systeme auf Übersteuerungen überaus empfindlich reagieren. Der Aufnahmepegel kann hier nur kontrolliert, nicht jedoch eingestellt werden! Das müssen sie an der entsprechenden Klangquelle vornehmen.


Adaptiver Mixer



Sie erhalten einen sehr guten Überblick, wenn Sie den adaptiven Mixer in LOGIC benutzen. Er stellt Ihnen genau die Spuren zur Verfügung, die Sie im Arrangefenster sehen und zwar genau in der gleichen Reihenfolge. So können Sie MIDI und Audio in einem Mixerfenster aussteuern.


Audiomaterial von CD importieren

Mit Programmen wie "Plextor Audio Capture 96" oder "Sonic Foundry Sound Forge" lässt sich vom integrierten CD-Player Audiomaterial importieren. Das hat folgenden Vorteil: die Musik wird in voller Dynamik wiedergegeben, und Sie können sich sekundengenau Teile eines CD-Tracks importieren, was so mit LOGIC nicht möglich ist.

Für knacksfreies Arbeiten


Generell sollte, auch wenn Audiomaterial einfach nur geschnitten oder geloopt werden soll, die Option "Nulldurchgänge finden" aktiviert sein. Damit wird ein Schnitt oder ein Loop um die sogenannten Nulldurchgänge durchgeführt, was bedeutet, daß ein Signal nur an einem Punkt absoluter Stille geschnitten/geloopt wird. Ist das nicht der Fall, wird meist ein Knacken bei der Wiedergabe zu hören sein.


Aufgabe zur 13. Lerneinheit     Aufgabe als .pdf-Dokument zum Ausdrucken

Aufgabe zur 14. Lerneinheit     Aufgabe als .pdf-Dokument zum Ausdrucken