Kinect Hacks
Produkt des Monats Februar 2011
"Experimentelle Interfaces in Musik und Medienkunst", "Experimentelle Interface-Programmierung", "Designing Gestural Controllers" - so oder ähnlich heißen Seminare, die wir hier seit Jahren durchführen. Dabei ist zusätzlich zum kulturwissenschaftlichen (historischen und theoretischen) Blick auf die Mensch-Maschine Schnittstelle in elektronischer Musik die angewandte Praxis zentral. Während wir früher Sensoren gelötet und Max programmiert haben, sind es heute die Angebote der Games-Industrie, die Potenzial bieten. Wenn man für ein paar Euros einen Joystick, ein Gamepad oder eine WiiMote kaufen kann, die ein Arsenal an Sensoren mit USB oder Bluetooth Schnittstelle bereithalten, ist es nur eine Frage der Programmierung, bis diese Geräte nicht mehr Spiele sondern Klänge steuern.
Jetzt hat die Consumer-Technologie einen weiteren Sprung gemacht. Microsoft hat im November 2010 die Kinect rausgebracht, für ca. 150€. Damit wird - zunächst auf der Ebene der Computerspiele - das möglich, wovon wir seit "Minority Report" (interactive ui in minority report) nachts geträumt haben: man greift mit der Hand in den Raum und manipuliert Software, berührungslos. Der Körper ist das 3-D Interface, unmittelbar und immersiv, und die Extremitäten können verschiedene Datenströme erzeugen. Wie das geht? Mittels eines drei-äugigen Kamerasystems, das die Interferenzen eines Infrarot-Gitters ausliest, die es in den Raum projiziert. Diese Technologie hat Microsoft von der Firma Primesense lizensiert, die alle Rechte behält und soeben Treiber für die Open-Source communities bereitgestellt hat, die mit der Kinect funktionieren.
Man kann also, jetzt schon, die Daten der Kinect auslesen, auch ohne Microsoft X-Box und Videospiel.
Was man damit technisch machen kann, zeigt ein Blick auf www.openkinect.org.
Man spürt hier die Begeisterung für die neue Technologie, deren Demo-Euphorie sicherlich bald Platz schafft für spannende künstlerische Anwendungen.
Interessant ist in der Tat, dass bis dato fast alle Anwendungen visuell sind.
Hier gibts zwar schon eine Pianotastatur auf dem Fussboden, dort ein Theremin, aber die Welten, die sich für gesten-basierte Interaktion mit elektronischer Musik auftun, sind nur ansatzweise zu erkennen. In diesem Sinne ist die Kinect ein veritables Produkt des Monats, ein großartiges Interface, das wir uns ganz genau ansehen werden.
Beispiele für visuelle Kinect Hacks:
Büro als Pixelhaufen
Puppenspiele
"Minority Report" Gestensteuerung
Nerd im Holodeck
Oha