Musikalisches Material und ästhetischer Wert. Theorien und Ideologien des Hörens und Gestaltens

Musikalisches Material und ästhetischer Wert. Theorien und Ideologien des Hörens und Gestaltens

Der romantische Gedanke, ein Musikstück sei eine göttliche Eingebung und deren Verwirklichung durch einen genialen Schöpfer, ist kaum geeignet, den kompletten Gestaltungsprozess von Musik zu beschreiben. Womit arbeiten also Komponisten, Popkünstlerinnen oder Jazzimprovisatoren, wenn sie musikalische Gegenstände produzieren? Woraus besteht ihr "Handwerkskasten", woraus die Bausteine der Kompositionen?
Eng damit verbunden ist eine zweite grundsätzliche Fragestellung an Musik: lässt sich der Wert von Musik bestimmen und wenn ja wie?
Die Veranstaltung wird anhand von Analysen unterschiedlicher Genres, sowie der Diskussion klassischer Texte, wie etwa der ästhetischen Theorie Theodor W Adornos, aber auch aktueller Texte zur Popkultur, diesen Fragen nachgehen. Neben wissenschaftlichen Texten werden auch Musikkritiken und Beschreibungen von Komponisten (etwa Selbstbeschreibungen ihres Schaffens und Kompositionslehren) berücksichtigt.

Ziel: Die Veranstaltung versucht, die Möglichkeit begründeter Werturteile in der konkreten musikalischen Praxis und Theoriediskurs detailliert aufzuarbeiten. Besondere Aufmerksamkeit erfährt der Aspekt der "Materialwerdung" von Gegenständen und Verfahren, um daran anschließend Bewertungsdiskurse von Musik zu analysieren.

Zur Durchführung des Seminars:
Jede Seminarsitzung bezieht sich auf die Analyse und Bewertung eines konkreten Musikstücks und des zugehörigen Diskurses + auf den für alle verpflichtenden Textausschnitt. Texte steht in der Regel zum Download zur Verfügung und sollen von allen Teilnehmern vor der Sitzung gelesen werden. Während der Sitzung wird vorausgesetzt, dass der Text vorliegt, da wir ausgewählte Passagen vorlesen und diskutieren.

Vorbereitet und zusammen mit dem Dozenten moderiert wird jede Sitzung von einer Studierendengruppe.
Zur Vorbereitung gehört insbesondere:
- eine kurze einführende Information über die biographische Situation des Autors und das historische Umfeld des Textes
- ein Handout oder eine Präsentation mit den zentralen Thesen des jeweiligen Werks und des Textausschnitts
- die Auswahl, Aufbereitung und Präsentation von Musik- und Bildbeispielen
- die Auswahl der gemeinsam im Seminar zu lesenden Textpasssagen
Während der Sitzung besteht die Aufgabe der Gruppe nach einer Einführung hauptsächlich in der Moderation der Diskussion, bitte keine längeren (>50 Min.) Vorträge oder Präsentationen.

Die Vorbereitung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Seminarleiter, dazu ist eine rechtzeitige Vorbesprechung notwendig.

Teilnahmevoraussetzung

Generell: Bereitschaft zur Übernahme einer Sitzungsvorbereitung und -moderation.

Studienleistung: Rezensionen, Kurzprotokolle (ca. 1-2 Seiten) incl. Anregungen zu jeder Sitzung. Sie werden im Seminar als Referenz und Überleitung in der jeweils nächsten Sitzung dienen. Ein Ordner mit den Kurztexten (mindestens 10) ist am Ende der Veranstaltung abzugeben. Die Studienleistung ist Voraussetzung für den Erwerb der CPs.

Prüfungsleistung: Referat (= Sitzungsvorbereitung und Moderation)
bzw. Hausarbeit (für Studierende des Alt-Bachelors in KKO 12)

Schriftl. Leistungen / Termine

Abgabetermin für die schriftlichen Leistungen 15.03.2014 (wenn Sie bereits ein Referat gehalten haben reicht als schriftliche Dokumentation eine Zusammenfassung von 4-6 Seiten, siehe Merkblatt)
Bei Nichtbestehen Wiederholungstermin 30.06.2014

Bitte beachten Sie das Merkblatt für schriftliche Ausarbeitungen des Instituts für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien.

Die Abgabe sollte grundsätzlich sowohl auf Papier inklusive des unterschriebenen Erklärungsformulars
als auch als PDF erfolgen. Die Papierversion ist notwendig, um Ihnen eine fundierte Rückmeldung geben zu können. Das PDF dient uns zur institutseigenen Archivierung.

 

Dozent:

Dr. Rolf Großmann Prof. Dr. Rolf Großmann
grossmann@uni-lueneburg.de
Tel. 677-1231
Raum 5.322

TutorInnen:

Marlin Nöthig
marlin.noethig@stud.leuphana.de
Tel. 677-1231
Raum 5.322

 

Seminarplan

(Version 14.01.14)

 

15.10.2013

Einführung in die Thematik: Sitzungsinhalte, Planung,
Höranalyse zweier Stile, erste Hypothesen zu Material und Wert


Aufgabe zum 22.10.: Erstellen eigener Rezensionen
(1/2 bis 1 Seite + Musikbeispiel als Datei auf USB Stick mitbringen; kein youtube!)

alle Rezensionen als ZIP

22.10.2013

Präsentation der selbsterstellten Rezensionen
Vorstellung einer professionellen Musikkritik und Analyse eines Musikstücks

 

29.10.2013

Musikkritik und ihre Bedeutung
bürgerliche Öffentlichkeit, Marketing, Kaufentscheidung, ästhetischer Wert

Analyse einer Musikkritik aus einer überregionalen Tageszeitung

Tadday, Ulrich: „Musikkritik“. In: Ludwig Finscher (Hg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart 2004, Sp. 1362-1389.

Professor Dr. Joachim Kaiser, der einflussreichste deutsche Musikkritiker, beantwortet in seiner Video-Kolumne Fragen der Leser. Diesmal: Wozu braucht die Welt eigentlich Musikkritiker?

Vorbereitung: Christina Müller, Caroline von Estorff, Tim-Eike Krebs

 

05.11.2013

Der Materialbegriff bei Theodor W. Adorno

Adorno, Theodor W.: Ästhetische Theorie

Bitte lesen Sie alle den Text aus der Ästhetischen Theorie S. 209-239!
mit Focus auf die Begriffe Form, Inhalt und Material. >219-229
Vorbereitung: Lisa Sophie Knauer, Mariella Castelo

12.11.13

Das "begründete Werturteil" / Analyse und Bewertung

Haydns Streichquartett op. 20,2 Satz 1, Satz 2, Satz 3 und Satz 4

Dahlhaus, Carl: Analyse und Werturteil, Mainz, 1970

Vorbereitung: Sara Faradji, Maria Rüter, Caroline Lafin

Aufgabe zum 19.11.: Erläutern Sie die drei Typen des Urteils bei Dahlhaus und bewerten Sie, ob diese auf die heutige Musik anwendbar sind!

19.11.13

Der Materialbegriff bei Theodor W. Adorno II

Adorno, Theodor W. : Philosophie der Neuen Musik. Frankfurt a.M. 1978, S. 33-45.

Vorbereitung: Lucas Gloe, Jasper Phillipp Kahrs

Fragestellung zum Kurztext:
Adorno nimmt in seiner Philosophie der neuen Musik eine wertende Position pro Schönberg ein.
Aus welchen Einzelaspekten und Begründungszusammenhängen resultiert sein Werturteil?

26.11.13

High + Low / E und U

Sponheuer, Bernd: Zur ästhetischen Dichotomie als Denkform in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Archiv für Musikwissenschaften,Wiesbaden [u.a.], 1980

Professor Dr. Joachim Kaiser, der einflussreichste deutsche Musikkritiker, beantwortet in seiner Video-Kolumne Fragen der Leser. Diesmal: Ist Klassische Musik besser als Pop-Musik?

Vorbereitung: Marlin Nöthig, Janosch Dolber, Katharina Horn

Fragestellung zum Kurztext:
Erarbeiten Sie die Aspekte, bzw. Kategorien ästhetischen Handelns, die zur Dichotomisierung der Musik im 19. Jahrhundert geführt haben.

03.12.13

Kulturindustrie / Musikexperten

Adorno, Theodor W./ Simpson, George: On popular Music

Vorbereitung: Torge Roß, Matthias Wermke, Stefan Reinholdt

Fragestellung zum Kurztext:
Wie beschreibt Theodor W. Adorno das Material der Popmusik? Ist diese Beschreibung heute noch anwendbar?

10.12.13

Das Material der populären Musik

Fragestellung zum Kurztext:
Woraus setzt sich das Material der populären Musik zusammen? (Zusammenfassung)

Vorbereitung: Lenea Lott, Carolin Lambert

17.12.13

Zwei Kritiken aus überregionalen Tages- oder Wochenzeitungen:

Süddeutsche Zeitung: Die Alben des Jahres (Arcade Fire) 12.12.2013

Der Tagesspiegel: Lang Lang bei den Berliner Philharmonikern - Ein klassisches Gipfeltreffen 01.02.2013


Klassik vs. Pop

Dahlhaus, Carl / Eggebrecht, Hans Heinrich: Was ist Musik?: Wilhelhmshaven: Noetzel 1985.

Fragestellung zum Kurztext:
Suchen Sie sich eine der beiden Rezensionen aus, stellen Sie dar, welches Schema ihr zugrunde liegt und machen Sie Vorschläge, wie man diese verbessern kann.

Vorbereitung: Bruno Schubert, Annika Echt

07.01.14

Transfer: Wert und Musik

Erstellung einer fiktiven Kollegeinheit "Musik, Wert, Bewertung"

Radio Funkkolleg Musik 6. Wie bewerten wir Musik - Zur Qualitätsdebatte wissen.hr-online.de

Fragestellung zum Kurztext:
Wie verhalten sich die Aussagen des Kollegs zu den bisher besprochenen Urteilskriterien (Dahlhaus: "Analyse und Werturteil + ggf. weitere)?

Vorbereitung: Paula Rieser, Jan-Adam Brühl, Igor Reiswich

14.01.14:

Transfer: Wert und Musik II

von Appen, Ralf: Der Wert der Musik. Zur Ästhetik des Populären, Transcript: Bielefeld 2007. (S. 280-292)

21.01.14

Struktur einer feuilletonistischen Musikkritik

Beispiele: nochmal und mit Strukturanalyse: Arcade Fire
nochmal und mit Strukturanalyse: Berliner Philharmoniker, Lang Lang und Gustavo Dudamel

GEMA: der ökonomische Wertunterschied von E und U

GEMAwissen-Reihe Teil 5, Teil 6 und Teil 7 zur Verteilung der Tantiemen.

Heker, Dr. Harald (Hrsg.): Jahrbuch der GEMA 2012/2013.

28.01.14

Diskussion: zwei Kulturen der Kritik

Vorstellung und Diskussion eigener Kritiken

Musikbeispiele in guter Qualität auf USB-Stick mitbringen!

 

 

 

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Musikalisches Material und ästhetischer Wert.
Theorien und Ideologien des Hörens und Gestaltens

Großmann| WS 13/14  
S | BA: Musikästhetik | Di 14.15-15.45 | 5.326 UC 
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