26.10.: 1. gemeinsame Online-Sitzung Osnabrück, Köln, Lüneburg, Bern
Einführung und Planung, Themenschwerpunkte der beteiligten Orte
Beispiele zur Exploration des Forschungsschwerpunktes. Präsentation bisheriger Arbeitsergebnisse.
Leitung: M. Harenberg, Bern
Einführungstext (M.Harenberg)
Wir alle benutzen Musikinstrumente oder unsere Stimme um Klänge zu erzeugen. Was aber, wie in der elektroakustischen Musik des 20. Jahrhunderts geschehen, wenn für neue Klangerzeugungsverfahren auch neue Instrumente benötigt werden? Wie könnten diese aussehen und wie sollten sie funktionieren? Inwieweit können vielleicht unsere traditionellen Instrumente als Vorlage dienen? Der Begriff des Instrumentes ist zudem unscharf geworden durch die Verwendung von Studiotechnik und Medienmaschinen zum Musizieren. Damit stehen als Hardware wie als Software Verfahren, Techniken und Maschinen prinzipiell auch als Musikinstrumente zur Verfügung. Für den praktischen Einsatz jenseits des Studios bzw. zur Erzeugung von an traditionelle Instrumente rückgekoppelte Ausdrucksqualitäten, stellt sich, technisch unterstützt durch realtime Operationen und umfassende Klangerzeugungsverfahren aktueller Computer-Hardware, die Frage nach den Spielinterfaces radikal neu.
Der medientheoretische Diskurs hierzu konzentriert sich bis heute im Wesentlichen auf Bildmedien. Zwar lässt sich einiges auf die Musik übertragen, allerdings nicht bei den hier zu behandelnden, genuin musikalichen Aspekten.
Im Bereich der elektroakustischen Musik wiederum konzentriert sich die Forschung auf Verfahren der Klangerzeugung, -Bearbeitung, -Übertragung und -Wiedergabe. Vereinzelte kompositionstheoretische Ansätze (Schaeffer) konzentrieren sich auf die Kategorisierung von Klängen.
Eine medientheoretisch reflektierte kompositionstheoretische Auseinandersetzung mit einer der wesentlichsten Neuerungen, welche die elektronische Klangerzeugung gebracht hat, steht noch weitgehend aus.
Aktuelle Forschungen in diesem Bereich untersuchen schwerpunktmässig die Rolle der Performance im Digitalen bzw. Fragen der Reintegration des Körperlichen in der elektroakustischen Kunst. Dabei spielen hauptsächlich Fragen des Raums und der Performanz elektroakustischer Präsentationen eine Rolle wie sie auch im aktuellen Popdiskurs behandelt werden. Da sich jedoch die technische Explorationsphase des Digitalen ihrem Ende zuneigt, werden Fragen in Bezug auf Hard- und Software zusehends marginal, während Fragen künstlerischer Qualität und ihrer Präsentation neue Aktualität erhalten.
Diesen und weitergehenden Fragen soll im Seminar "Experimentelle Interfaces in Musik und Medienkunst" theoretisch wie praktisch nachgegangen werden. Gemeinsam mit Studiengängen an den Hochschulen in Lüneburg, Köln und Osnabrück, dem niederländischen Forschungsinstitut STEIM sowie Gästen aus Berlin, werden wir im ersten Teil in online-Sitzungen die historischen und theoretischen Grundlagen erarbeiten. Im zweiten Teil werden alle Beteiligten experimentelle Instrumente konzipieren, entwerfen, bauen und damit komponieren. In einem internationalen Austausch können wir dann die Ergebnisse demonstrieren, Erfahrungen austauschen und gemeinsame Konzerte veranstalten.
In dem geplanten gemeinsamen Arbeitsprozeß enthalten sind - je nach Schwerpunkt der beteiligten Institutionen - theoretische Anteile (Bestandsaufnahme künstlerischer Arbeiten und Diskurse) und praktische Arbeiten (hauptsächlich Bern, Amsterdam, teilweise Lüneburg: Entwurf, Konstruktion und Programmierung medienkünstlerischer Interfaces und kompletter künstlerischer Arbeiten). Die Online-Veranstaltungen werden hauptsächlich den Theoriebereich betreffen und in den Kernzeiten des Wintersemesters 06/07 stattfinden. In Bern und Lüneburg wird das Seminar mit den praktischen Arbeiten voraussichtlich im Sommersemester 07 fortgesetzt. Vorgesehen sind Anfang 2007 auch Treffen in Bern, Basel und Amsterdam evtl. auch an anderen Orten, verbunden mit Seminarpräsentationen und Aufführungen.
Zur Technik des online-Seminars:
Wir beginnen aufgrund der technischen Testergebnisse die gemeinsamen online-Sitzungen mit iChat von Apple. Damit haben wir Video-, Audio- und Text-Verbindungen zwischen 4 Standorten. Leider können aufgrund dieser Begrenzung die geplanten Gäste aus Berlin vorerst nicht teilnehmen. Evtl. können wir im Laufe des Semesters auf eine kommerzielle Software der Universität Osnabrück mit unbegrenzter Teilnehmerzahl umsteigen, falls diese zur Verfügung steht und funktioniert.
Für jede der 7 online-Sitzungen sollte eine Person als Leiterin/Leiter bestimmt werden. Sie führt eine strikte Rednerliste und strukturiert die Diskussion. In der regel wird dies eine Person derjenigen Institution sein, die die Sitzung inhaltlich gestaltet (Referate, Beispiele, Thesen, etc.) Zum „melden“ für einen Beitrag können wir den Textchat benutzen, da er bestehende Audio-/Video-Verbindungen am wenigsten stört.
Materialien für die Sitzungen (Texte, Bilder, Videos, Links, etc.) sollten vorab zur Verfügung gestellt werden. Das geht entweder über die Seminarseite der Uni Lüneburg, (http://audio.uni-lueneburg.de/seminarwebseiten/interfaces/index.php) oder den ftp-Server der Hochschule in Bern (ftp-Adresse: www.medien-kunst.ch , Name: aesthetische_strategien, Passwort: medienmusik).