Grundlagen digitaler MedientechnikR. Großmann / P. Siegert / M. WarnkeSeminarplanzurück zur Digitalisierung
|
Grundfunktionen der Audiobearbeitung (Sample-Editing)Je nach Ziel der Bearbeitung, etwa Aufbereitung einer Audiodatei für eine Multimedia-Anwendung oder musikalische Gestaltung von 'Rohmaterial', können verschiedene Abfolgen von Arbeitsschritten sinnvoll sein. Dennoch soll die Reihenfolge der hier genannten Verfahren eine Orientierung für die Folge in der Praxis geben.
NormalisierenDie Pegel jedes Meßpunktes werden gleichmäßig soweit
angehoben, bis die höchsten Pegel den voreingestellten Maximalwert
erreichen. Damit wird zwar prinzipiell keine Dynamik gewonnen, jedoch
Rauschen und Klangprobleme durch die bessere Ansteuerung von Peripheriegeräten
vermieden.
Cut, Copy and PasteWie aus der Text- und Bildbearbeitung bekannt, kann im Wave-Editor Audiomaterial geschnitten werden: Cut: Ausschneiden Es sollte darauf geachtet werden, immer in den Nulldurchgängen zu schneiden, so daß keine Knackser entstehen. Bei Stereosignalen kann die Suche nach einem gemeinsamen Nulldurchgang beider Signale ein wenig kniffelig sein...
LoopsDurch Wiederholen eines bestimmten Segments (oder auch des gesamten Materials) entsteht ein Loop. Dieser kann z.B. dazu benutzt werden, die quasistationäre (Sustain-)Phase eines Klanges zu verlängern oder um eine ständige Rhythmusspur (Drumloop) zu erzeugen. Bei Multimedia-Anwendungen kann so Speicherplatz gespart und die Performance verbessert werden.
Filter / Equalizersind sowohl für die ästhetische Gestaltung wie auch für die einfache Aufbereitung von Daten wichtig. So kann etwa die Sprachverständlichkeit vor einem Resampling verbessert werden, oder es können störende Resonanzen des Aufnahmeraums oder der Mikrophonierung beseitigt werden.
Kompressor / LimiterDer Kompressor macht - einfach gesagt - ein lautes Signal leiser und ein leises Signal lauter. Die Dynamik eines Signalverlaufs wird so 'zusammengedrückt'. Für Anwendungen mit niedrigerer Dynamik als die der Originalaufnahme bieten sich Kompressoren an, um das Feld der dynamischen Bandbreite zu kontrollieren. Auch vor der Verminderung der Bitrate (z.B. 16 bit nach 8 bit für Multimedia- oder für Internetanwendungen kann durch gezielte Kompression Klangqualität 'gerettet' werden. Die 'Lautheit' eines Signals in einem Umfeld läßt sich ebenfalls mit Kompressoren steuern. Stark komprimierte Signale können einen gleichbleibend hohen Pegel erhalten und heben sich so aus einem normalen dynamischen Umfeld heraus (>Werbung). Ein Limiter dient zur Begrenzung von Signalpegeln ab einer definierten Grenze, sodass Übersteuerungen und Überlastungen verhindert werden können. ResamplingDAT und CD, Multimedia und Internet haben ihre eigenen anwendungsbezogenen
Auflösungen, Samplingfrequenzen und Datenraten. Mit Resamplen ist
die Umwandlung der Samplingfrequenz bei gleichbleibender Tonhöhe
gemeint, also ein Rechenvorgang, der die vorhandenen Werte auf einen neuen
Wertebereich abbildet. Je nach Umwandlung kann dabei ein komplexer Rechenvorgang
notwendig werden. So ist ein Resampling von 44100 Hz auf 22050 Hz durch
Wegfall jedes zweiten Wertes problemlos möglich, eine Wandlung von
22050 Hz auf 48000 Hz erfordert dagegen die 2,176870748299fache Wertemenge
mit entsprechender Interpolation der Samplewerte. Neben dem längeren
Rechenvorgang kann außerdem Quantisierungsrauschen entstehen.
VerzögerungEine Zumischung des zeitverzögerten Originals erzeugt je nach Verzögerungszeit folgende Effekte: ca. 0-30 ms Raumorientierung, Phasing, Chorus Hall (Mehrfachverzögerungen mit Zeiten bis in den Bereich mehrerer Sekunden) genaueres siehe hier DenoiserVerrauschte oder gestörte Aufnahmen lassen sich mit verschiedenen Verfahren verbessern. Ein Noise-Gate entfernt low-level Geräusche, ein 'echter' Denoiser nimmt ein Rauschmuster aus der Datei und senkt die entsprechenden Frequenzbänder ab.
Fade Out / Fade InFür Multimedia-Anwendungen sind Ein- und Ausblenden als abschließendes Verfahren wichtige Gestaltungsmittel. DatenkomprimierungZur Senkung der erforderlichen Übertragungs-Bandbreite und Speicherkapazität werden verschiedene Verfahren der Datenreduktion bzw. -komprimierung verwendet. Zu unterscheiden ist zwischen der verlustfreien und verlustbehafteten Komprimierung. Die verlustfreie Komprimierung (z.B. ZIP, ARC), bei der die Originaldaten vollständig wiederhergestellt werden können, nutzt statistisch-informationstheoretische Redundanzen zur Minimierung des Datenaufkommens. Verlustbehaftete Komprimierung wertet die wahrnehmungsphysiologische und pychoakustische Relevanz von Signalen aus und entfernt irrelevante Anteile (etwa bei Verdeckungsphänomenen). Konsumergeräte (MiniDisc) und Internetanwendungen (Real Audio, MPEG) nutzen diese Variante der Komprimierung. zu Komprierung und Internet siehe auch hier.
|
Veranstaltungen | Kulturinformatik | Fachbereich III | Universität Lüneburg |
Universität Lüneburg - Kulturinformatik - 8.1.2001 - Rolf Großmann