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Ästhetische Strategien
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Gamepark 32

Produkt des Monats Dezember 2003

von Heiko Gogolin

Asche über mein Haupt für den uninnovativen Einstieg, aber bei der Vorstellung eines Handhelds kommt man kaum um einige wohlgesetzte Lettern über Nintendos Goldesel "Gameboy" und die Immergrün-Geschichte "Wie eine veralterte Hardware über zehn Jahre die Welt regiert" herum. An der Dominanz vom Gameboy haben sich schon Atari und Sega die Zähne ausgebissen, und der Thronfolger stammt brav aus den eigenen Reihen. Dieser Tage ist jedoch Schluss mit Monopoly, nicht zuletzt auch durch die technologischen Quantenhüpfer im Handy-Sektor. Mobile Gaming finden grad alle Firmen dufte, kein Wunder bei den prognostizierten Margen für die nähere
Zukunft. Neben dem verkrampft nach Street Credibility strebenden Neueinsteiger Nokia hat sich sogar Don Sony entschlossen, uns Ende des nächsten Jahres mit einer Play Station zum Mitnehmen (PlayStation Portable aka "PSP") zu beglücken. Die Spatzen pfeifen bereits vom Dach, dass sich die technischen Specs der als "Walkman for the 21st Century" angekündigten Wannabe-Wunderkiste eher an der PS2 als am in Ehren ergrauten ersten Modell orientieren sollen. Doch heute gilt es nicht zu spekulieren, sondern den Blick auf eine feine Hardware zu lenken, dessen Europa-Release zwar ins Wasser gefallen ist, aber über die altbekannten Import-Wege trotzdem den Weg zum Konsumenten finden sollte. Hurra, das Gamepark 32 ist da!


Das koreanische Handheld spiegelt gut die aktuellen Konvergenzbestrebungen wieder, dem designierten Gamer nicht nur Zockerfreuden für zwischendurch zu bieten, sondern die Kisten zusätzlich mit massig digitalem Allerlei auszustatten. Vom MP3-Player über den E-Book-Reader bis hin zur Kinoleinwand im Heinzelmännchenformat ist alles an Bord. Ob man das unterm Strich auch wirklich braucht, steht wiederum auf einem anderen Blatt, denn eigentlich, nennt mich altbacken und konservativ, sind funky Gadgets, die einem singulären Zweck dienen, eh viel schöner. Sei's drum. Die 32-Bit-Maschine erscheint in diversen Farben, alle nicht so frisch und fruchtig wie Nintendos Herbstkollektion, teilweise aber trotzdem chic. Das Display ist mit seinen Ausmaßen von 320x240 Pixel toll groß und sogar entspiegelt. Zu einer serienmäßigen Hintergrundbeleuchtung konnte man sich leider nicht durchringen. Keine Angst: Bei guten Lichtverhältnissen erstrahlen die Sprites in voller Pracht, aber mir leuchtet es nicht ein, wieso man sich bei solch einem derben High-Tech in den Händen immer noch Sorgen um eine adäquate Helligkeit im Raum machen muss. Als Speichermedium nutzt das batteriebetriebene Gamepark handelsübliche Smart Media Cards (SMC), per USB wird dann mittels beigelegter Software fröhlich mit dem PC kommuniziert - mit Mac-Kompatibilität ist meines Wissens leider bisher noch Ebbe. Der Movie-Player leistet ebenso wie der MP3-Spieler gute Dienste, entsprechende Muse zu Enkodierungsfrickelei vorausgesetzt, damit der Filmknüller in spe auch auf eine 128MB-Karte passt. Nett, dass zudem die Zeiten des Kabelsalats beim Spiel in trauter Runde passé sind, denn per optionalem RF-Funkmodul können bis zu vier Gameparks miteinander sprechen - Bluetooth wäre alles in allem etwas konsequenter gewesen, aber who cares.

Reden wir nun über die Games, schließlich kommt es darauf bei einer Spielkonsole an. Hier sieht es genauso ultrarosig wie etwas mau aus. Die Qualität der offiziellen Titel scheint zwar sehr durchwachsen, doch nun wird's spannend: Durch die offene Systemtechnologie liegen neben vielen heimprogrammierten Tools und Games bereits Tonnen an Emulatoren vor, die trotz ihres meist noch Beta-Stadiums so ziemlich alle Plattformen meistern, die bis zu eine Bitliga drunter liegen. Auch wenn hier und da noch Kinderkrankheiten nerven, besitzt man mit wenig Aufwand für ebenso wenig Geld eine Software-Bibliothek, die sich gewaschen hat und vom Atari VCS bis zum Super Nintendo einen nicht unerheblichen Teil der Spielehistorie abdeckt. Ich mache natürlich darauf aufmerksam, dass sich diese Praxis im rechtlich bedenklichen Raum bewegt. Da Digitales aber bekanntermaßen leicht im Nirwana verschwindet, wenn die alten Abspielplattformen einmal den Bach runter gehen, leiste ich gerne meinen Beitrag zur Rettung von Kulturgut und konserviere die Artefakte in einem neuen Format.

Unterm Strich ist das Gamepark also DAS Handheld für Spieler mit Geschichtsbewusstsein und Bastel-Faible. Allein das Retro-Füllhorn lässt einen vor Freude im Carré tanzen. Hurra, das Gamepark ist da!

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Quelle:/pdm/pdm-0312.php, 25.04.2024