"Alles, was man über das Leben wissen muß, weiß ich aus Star Trek", so ein freies Zitat eines bekannten Buchtitels. Etwas umformuliert könnte man schreiben: "Alles was ich über Mix-Tapes wissen muß, weiß ich aus High Fidelity". Rob Flemming, der sinnkriselnde Protagonist, erklärt einem die wichtigsten Guidelines eines guten Mixtapes, das man für ein Mädchen aufnimmt. Mit einem Kracher beginnen; den Song, den sie sich am meisten wünscht, erst Mitte der zweiten Seite bringen, schwierige Titel zwischen den Liedern verstecken, die garantiert ankommen usw. Mixtapes sind immer etwas sehr persönliches. Man stellt seine Lieblingsplatten zusammen, oftmals mit einem Kamikaze-Genre-Hopping wie man es nirgendwo anders findet.
In den 90er Jahren kamen kommerzielle Mix CD's immer mehr en vogue. Für die Labels ist es schon klasse, anstatt eine No-Name-Kompilation auf den Markt zu bringen, eine solche zu personalisieren. Endgültiger Durchbruch in Deutschland war sicherlich die Kruder&Dorfmeister-DJ Kicks CD, eine der Konsens-Overkill-Platten des letzten Jahrzehnts, die einem vom Kaffeehaus über die Boutique bis zum abendlichen Sit-In stets begleitete. Egal, wo man hin ging, die beiden Wiener waren schon da. Mix CD's zum kaufen haben im Gegensatz zu selbst zusammengestellten Kassetten oder anhörbaren DJ-Sets im Radio / Netz den Nachteil, daß immer Einschränkungen aufgrund der Lizensierung bestimmter Stücke gemacht werden müssen. Zudem sind die Teile oftmals zwar gemixt, aber eigentlich eine herkömmliche Compilation, da alles nahezu ausgespielt wird. Wenig Mixe, die man im Laden kaufen kann, erreichen das persönliche, oft intime Flair eines selbstaufgenommenen Tapes (löbliche Ausnahme aus dem letzten Jahr: Tobias Thomas "Für Dich" (Kompakt)).
Matthew Herbert, der Tausendsassa aus England, bekannt durch seine vielen unglaublichen Projekte wie Wishmountain / Radio Boy, Dr. Rockit oder seine Vocal-House-Stücke mit Dani Siciliano, hat im letzten Jahr nicht mehr und nicht weniger als die beste Mix-CD vorgelegt, die ich kenne. Auf "letsallmakemistakes" wuselt sich Herbert dabei mit einer Leichtigkeit durch ein Jahrzehnt elektronischer Musik. Dabei ist er immer ein absolutes Spielkind, das die einzelnen Tracks und Fragmente wie Lego-Steine in aberwitzigen Kombination übereinander stapelt. Es rumpelt 22 Tracks lang die vollen 77 Minuten machbare CD-Spielzeit so herrlich aus den Boxen, das es eine wahre Freude ist, immer wieder garniert mit Sachen von ihm selbst aus verschiedensten Schaffensphasen. Das Mixing ist sehr tight, natürlich Vinyl-only und kein, wie in der letzten Zeit öfter gehörter, Fake-Digital Mix. Fehler, wie der Titel eigentlich suggeriert, macht Herbert keine. Ganz groß.